Ungarn 2017 – 2018

  • Abflug …

    09.09.2017

    Nun bin ich also da, in Budapest. Und es ist schon sooo viel passiert. Heute morgen bin ich am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden in den WIZZ Air Flieger gestiegen. Um mich herum klang schon das Ungarische von vielen Fluggästen und vom Luftpersonal. Trotz des trüben Wetters konnte ich noch einen letzten Blick auf den Rhein erhaschen, den ich nun gegen die Donau eintauschen würde. Bald verschwand der Schwarzwald unter den dichten Wolken.

    Tief Durchatmen, Loslassen. Abschied. Meine Reiselektüre war ein kleiner Sprachführer, eigentlich das erste Ungarisch-Lehrbuch, dass ich mir schon vor Jahren gekauft habe. Und was habe ich nachgeschlagen?

    Über den Wolken … – Felhők fölött

    Bald klarte das Wetter auf und ich konnte den größten Teil des Fluges beobachten, wie die Donau immer breiter wurde. Dann kam der große Donaubogen in Sicht und mit ihm die Stadt Budapest, die wir nördlich überflogen. Leider war mein Fenster nach Norden ausgerichtet, so dass ich nicht die vielen Brücken über die Donau bewundern konnte. Im Osten der Stadt gibt es riesige Friedhöfe, ein Grab reiht sich an das andere, dann kommt wieder ein kleines Waldstück und noch ein Friedhof und noch einer. Um Punkt 10 Minuten vor 10 berührte das Flugzeug die Piste des Budapester Flughafens und 7 Minuten später mein Fuß die ungarische Erde. Ja, ich habe auf die Uhr geschaut. Es war warm und sonnig. Die Luft roch nach … dem Gestank der Flugzeuge. 😀

    Im Flughafen musste ich dann feststellen, dass mein Handy sich weigerte, Verbindung mit einem Telefonprovider aufzunehmen. Also hatte ich meine erste Quest zu bestehen, ich musste ein Münztelefon finden. Tatsächlich gab es sogar eins, das auch Euro akzeptierte und direkt daneben waren ein paar Bankautomaten, bei denen ich mir gleich mein erstes ungarisches Geld besorgte. (Abgesehen von den 6000 Forint, die mir ein Kollege von einer früheren Fahrt geschenkt hatte.)

    Nachdem ich mich bei meinem Vermieter angemeldet hatte, schnappte ich mir ein Taxi und lies mich bis vor die Haustür kutschieren. Dachte ich zumindest. Leider fand ich an der Haustür Nummer 22 nicht den Namen von meinem Vermieter. Aber jemand verließ das Haus und ich stellte mich kurzerhand als neue Nachbarin vor und gelangte so ins Haus… ich wusste ja, wo ich hin muss. Zwei schwere Koffer und ein Handgepäck sind schon ein bisschen unhandlich. Das merkt man, wenn man versucht, damit durch eine Haustür, über zwei Treppen zu einem kleinen Fahrstuhl zu gelangen… und dann in den Fahrstuhl hinein, aus dem gerade ein alter Herr ausstieg.

    Im dritten Stock angekommen stellte ich fest, dass meine Wohnung am ganz anderen Ende vom Haus liegt. Außerhalb verbindet eine Galerie auf jeder Ebene die Wohnungen. Später stellte sich heraus, dass ich eigentlich in der Hausnummer 24 oder vielleicht auch 26 wohne. Egal, ich bin angekommen und wurde herzlich von meinem Vermieter und seiner Mutter in Empfang genommen.

    Sie sind total lieb und hatten alles wunderbar für mich vorbereitet. Es war wie in ein Appartment in einem Hotel anzukommen. Die Küche ist eingerichtet, sie hatten sogar für mich etwas eingekauft. Als erstes musste ich lernen, dass man sich in Ungarn am Eingang die Schuhe auszieht. Im Flur gibt es auch papucsok (Hausschuhe) für die Gäste, also ich habe drei Paar. Manchmal vergesse ich trotzdem noch, meine Schuhe gleich auszuziehen, obwohl wir das im Winter zumindest ja auch immer machen. Übermorgen wird der Techniker, der in meine Wohnung kommt, sogar seine eigenen Plastik-papucsok dabei haben, die er über seine Straßenschuhe zieht.

    Um wenigstens telefonieren zu können und ein bisschen Internet zu haben, sind Gábor (mein Vermieter) und ich losgezogen und haben eine Telefonkarte für mich gekauft. Dabei stellte sich heraus, dass das geschenkte Geld veraltet ist. Wir sind also auf eine Post gegangen und haben die alten Banknoten gegen neue eingetauscht.

    Blick aus dem Wohnzimmerfenster
  • … bin ich wirklich da?

    09.09.2017 und 10.09.2017

    Wenn man so an seinem ersten Abend einen Spaziergang macht, die Donau begrüßt, die Gebäude begutachtet, ein Gefühl für die Geräusche und Gerüche der Stadt bekommt, den warmen Spätsommerabend genießt, fragt man sich schon manchmal: „Ist das jetzt alles Wirklichkeit?“ Ich kann es kaum fassen, dass ich jetzt insgesamt ein halbes Jahr hier sein werde. Wie verrückt bin ich eigentlich, mich auf so ein Abenteuer einzulassen? Ich habe meine ersten Brücken besucht, das Freiheitsdenkmal, bin auf einen Berg geklettert, der gleich bei mir ums Eck ist und musste dabei feststellen, dass im letzten halben Jahr meine Kondition ganz schön gelitten hat. Meine Orientierung auf der Budaer Seite ist schon ganz gut. Ich war ohne Karte – ohne Reiseführer – ohne Handy unterwegs und ich bin ohne große Umwege wieder zu Hause gelandet.

    Insbesondere die Geräusche haben mir Sorgen gemacht. Von früheren Aufenthalten hier wusste ich, wie laut die Stadt ist. Aber ich habe eine ganz gute Wohnlage erwischt. Es ist nicht superruhig, aber mein Schlafzimmer liegt nach hinten raus. Hinter dem Haus ist ein Garten mit Bäumen, vorne habe ich ein großes Südfenster und vor dem Fenster spricht mit mir ein Baum, der sich genüßlich im Wind wiegt.

    Seine Sprache versteh ich zwar noch weniger als das Ungarische, aber er hat mich herzlich begrüßt und beim Tee Trinken betrachte ich seine Äste.

    Überhaupt hat mich die Natur schon willkommen geheißen. Bei einer kleinen Wanderung auf einen der Budaer Berge hat mich ein Dorn zur Begrüßung in den Finger gestochen, meinen Blutzoll habe ich also auch schon geleistet. Dafür wurde mir eine schönen Dämmerungsstimmung im Wald beschert und als wir den Berg wieder hinabstiegen, erstrahlte Budapest gerade in seinem eigenen Glanz. Die Lichter glitzerten und blinkten im frühen Abend.

  • Erste Kontakte

    12.09.2017

    Kontakte habe ich ja schon vorher geschlossen – im Wesentlichen mit den drei Kollegen, mit denen ich viel zusammenarbeite (oder zusammen gearbeitet habe). Heute hat mich Zsolt mitgenommen auf eine Geburtstagsfeier. Dort waren nur Leute von TKP, wo ich arbeite. Zsolt hat mich einigen Mitarbeitern vorgestellt und ich habe ein paar Brocken ungarisch ausprobiert.

    Eine der Fragen war: „Wie sind wir Ungarn?“ Ich wollte auf englisch sagen, dass ich sie sehr herzlich und nett finde. Aber mir fallen die ganzen richtigen Wörter nicht ein. Gruselig! Ich darf gar nicht verraten, was ich gesagt habe, das Wort gibt es gar nicht. Aber sie haben mich trotzdem verstanden.

    Nur haben sie mir nicht so recht geglaubt. „Du kannst ruhig ehrlich sein!“, meinten sie. Ja, das war ich ja. Die Menschen, mit denen ich bisher Kontakt hatte, sind immer sehr herzlich und offen zu mir gewesen. Und an diesem Abend war es auch wieder so. Zum Schluß habe ich sogar von einem meiner neuen Bekannten zwei Puszi bekommen. Das spricht man „Pußi“ und sind zwei Küsschen auf die Wangen. Also doch heartful 😀 !

  • Salsa

    14.09.2017

    Von Deutschen wird ja behauptet, dass sie nichts ohne einen Plan machen … und ja, ich muss zugeben, dass ich auch einiges im Voraus geplant habe. Zum Beispiel habe ich vorher einen ungarischen Kollegen gefragt, ob er nicht Lust hätte, mir Salsa beizubringen. Er hatte mir davon erzählt, dass er seit mehr als einem Jahr Salsa tanzen lernt.

    Als ich dann am Donnerstag meinen ersten Tag bei TKP hatte, kam er gleich auf mich zu. „Möchtest du noch Salsa tanzen lernen? Heute Abend ist eine Probestunde.“ Das war eine schöne Überraschung. Ich bin einfach wie er gleich bis um sieben Uhr im Büro geblieben und dann hat er mich mit zu der Tanzschule genommen, in der seine Cousine und ihr Freund den Tanzkurs hielten.

    Dort wird kubanischer Salsa getanzt. Jetzt muss ich also auch noch ein bisschen Spanisch lernen, denn die verschiedenen Schritte haben alle spanische Namen. Aber das eigentlich Schöne an dem Tanzkurz ist, dass ich nur unter Ungarn bin. Der Salsa ist ein Kreistanz, in dem man ständig seinen Tanzpartner wechselt und so habe ich schon mit zehn Ungarn getanzt. Wer kann das nach einer Woche im Ausland schon von sich behaupten.

    Und die Worte für rechts (jó) und links (bal) vergesse ich wohl auch nie mehr. Auch wenn ich nicht viel von dem verstehe, was mir meine Tanzlehrer da erklären, das Wichtige bekommt man bei so einem Tanzkurs immer mit. Es war ein sehr schöner Abend und ich habe mich gleich fest angemeldet.

  • Im Briefkasten

    15.09.2017

    Man sollte ja meinen, dass ich keine Post im Briefkasten habe… wer schreibt heutzutage noch und die meiste Post geht ja doch nach Hause in Deutschland. Aber ich hatte tatsächlich schon zwei Briefe, die allerdings an zwei unterschiedliche Personen addressiert waren, nur nicht an die beiden Namen, die am Briefkasten stehen. Und viele kleine Zettel wie diese hier.

    Werbung für meinen Papiervorrat

    In Budapest hängen sie nicht an den Autos sondern in den Briefkästen. Was steht drauf? „Wollen Sie nicht Ihre Wohnung verkaufen? Ich bin daran interessiert! Rufen Sie mich an!“ Und auf den anderen beiden preist sich ein Installateur an. Diese Art von Werbung hat ein angenehmes Format … man kann sie als Einkaufzettel missbrauchen – oder als Lesezeichen.

  • Aufkleber

    16.09.2017

    Meine Einkaufsliste war lang und auch nicht ganz einfach. Ich dachte mir, dass ich vielleicht mal im großen Einkaufszentrum nachschaue, ob ich da einen Schraubendreher, ein Verlängerungskabel und etwas zum Lösen von den Etiketten auf meinen Tellern bekomme. Ich bin also gemütlich dorthin geschlendert und habe auf dem Weg in die kleinen Läden hineingelinst, die es hier zu Hauf gibt. Da war doch tatsächlich ein kleines Geschäft, in dem es neben Waschmittel auch Malerbedarf gab. Kurzentschlossen bin ich also die Stufen in den Laden hinabgestiegen. Viele Läden liegen etwa ein halbes Geschoss unter der Erde.

    Dort war eine Frau, die gerade ein Paar bei der Auswahl ihres Waschmittels beriet. Ich habe mich ein bisschen umgeschaut, aber nicht gleich was Passendes gefunden. Also habe ich die Verkäuferin auf ungarisch angesprochen. So langsam fällt es mir doch ein bisschen leichter, die Worte zusammen zu kratzen.

    Mit Hilfe meines Wörterbuchs konnte ich auch die meisten Sachen leicht bekommen. Schwierig wurde es dann allerdings mit dem kleberlösenden Mittel. Ich habe also erstmal herausgesucht, was Aufkleber und Teller heißt. Und dann habe ich noch die Putzmittel im Regal zur Hilfe genommen. Leider gibt es mindestens drei Worte für Aufkleber in meinem Wörterbuch. Das ist immer bsonders schwierig, weil die Wörter unter Umständen in einem ganz anderen Kontext verwendet werden, als ich es jetzt brauche. Mit Hilfe der Verkäuferin und den Produkten im Regal hat sie mir dann erklärt, dass es sich um matrica handelt. Und irgendwann hat sie dann auch verstanden, was mein Problem ist.

    Ein kurzes Zögern und dann ging sie zielgerichtet in einen ganz anderen Teil des Ladens – zu den Nagellackentfernern. Sie hat mir einen mit Aceton gegeben. Damit bekomme ich die Kleber prima ab. So eine persönliche Beratung hat schon was.

  • Pan

    16.09.2017

    Pan steht auf dem Berg, seine Haut ist grün.
    Seine Flöte erklingt in der Dämmerung.
    Eine Schlange windet sich um seinen Arm.
    Die Lippen sind verzerrt zu einem angestrengten Grinsen.
    Die Hufe stampfen im Takt auf dem Fels.
    Der Wald unter ihm lauscht gespannt der Melodie.
    Niemand weiß, wohin Pan seine Träume heute führt.
    Schrill sind die Töne, ein verzweifeltes Plappern.
    Traurigkeit, Abschied das Grundmotiv.
    Dann reißt es ab – nur in den Ohren klingt es noch nach
    und sickert als ölige Tropfen in die Seelen.
    Pans Blick ruht in der Ferne auf den blauen Höhn
    die einst seine Heimat waren.

  • Zwei Arten von Kontemplation

    21.09.2017

    Budapest ist mit seinen fast 2 Millionen Einwohnern eine der zehn größten Städte der Europäischen Union. Um so schöner ist es, dass es Zeiten und Orte gibt, an denen dies keine Rolle spielt. Nachdem ich mich schon gut zwei Stunden im Bett rumgewälzt habe, habe ich beschlossen, einfach aufzustehen und Budapest beim Aufwachen zuzuschauen. Mit einem Apfel in der Hand bin ich losgezogen auf den Szent Gellérthegy. Ich brauche einfach nur meiner Straße zu folgen, dann komme ich direkt an den Fuß des Berges, auch wenn die Gegend dort sich noch nicht richtig zum St. Gellért Berg zählt. Es geht im Bogen hinauf auf Straßen, die kaum von Autos befahren werden und dann erreicht man den unteren Bereich des Parks, der sich über die südliche Seite des Berges erstreckt.

    Um halb sieben bin ich nur zwei Joggern begegnet und im Park hielt sich noch niemand auf. Die Sonne stand schon eine handbreit über dem Horizont, die Nacht war also eigentlich schon längst vorbei. An einem Samstag Morgen ist es ziemlich ruhig. Auf dem Berg gibt es eine große Eiche, unter der ein Stein ist, der fast wie ein Sitz geformt ist. Da saß ich schon bei meinem ersten Besuch des Berges und ich hatte der Eiche versprochen, wieder zu kommen. Ich habe mich also unter das Laubdach auf den Stein gesetzt und über Budapest zugeschaut, wie die Sonne langsam höher stieg und sich die Farbe der Stadt veränderte. Ich saß da bestimmt fünfzehn Minuten und in dieser Zeit waren der Wind, die Eiche, die anderen Bäume im Park, das Gras, die Sonne und ich in trauter Gemeinsamkeit. Niemand störte unser Zwiegespräch.

    Unter der Eiche

    Es ist schön, nur gut eine Viertel Stunde vom Haus entfernt so einen Ort zu haben. Ich werde vielleicht den einen oder anderen Morgen statt mit der Straßenbahn zu fahren über den Berg zur Arbeit gehen. Um diese Möglichkeit ein bisschen zu erkunden, bin ich auf der anderen Seite des Berges wieder hinuntergegangen. Den richtigen Weg habe ich noch nicht ganz gefunden, da ich keinen Stadtplan und auch kein Handy dabei hatte. Dafür bin ich hinter einer Kirche herausgekommen, von der ich wusste, dass sie an meiner Straßenbahnstrecke liegt.

    Das war die Gelegenheit, mit einem meiner Pläne zu beginnen, die ich für Budapest habe. Eigentlich finde ich es relativ langweilig, Kirchen anzuschauen. Am interessantesten finde ich die Architektur, in einigen Kirchen gibt es schöne Fenster oder manchmal schöne Gemälde oder Figuren. Viele Kirchen sehen aus wie jede andere, aber es gibt ein paar wenige, die mich beeindrucken oder in denen mich ein besonderes Gefühl der Andacht erfüllt.

    Für Budapest hatte ich mir vorgenommen, in allen Kirchen, in die ich gehe, Kerzen anzuzünden. Ich habe schon mit Olav darüber gewitzelt, dass ich eine Statistik machen kann, wieviel es kostet, eine Kerze anzuzünden. Außerdem war ich noch mit den Gedanken der Nacht beschäftigt, die mich wachgehalten haben und ein bisschen Kontemplation würde mir auch gut tun.

    Also bin ich durch eine Seitentür in die Budai Ciszterci Szent Imre Templom eingetreten. Dort sind mir zwei Priester entgegengekommen, die auf dem Weg zu einer Andacht in einer Seitenkapelle waren. Als ich mich auf dem knarzenden Holz der Bänke niedergekniet hatte, fingen die Glocken an zu läuten und von hinten durch die Kirche klang das Halleluja der Gläubigen. Nicht, dass ich nicht auch an Gott glaube, aber mein Verhältnis zu Ihm ist ein spezielles, zwar geprägt vom katholischen Glauben aber durchmischt mit eigenen Vorstellungen.

    Nach einem inneren Gespräch mit Ihm (Isten) habe ich geschaut, wo man in Szent Imre Kerzen anzünden kann. In der hinteren Ecke vor einer Statue von Maria gab es die Möglichkeit. Für meine Statistik: um eine Kerze anzuzünden, bitten sie in Szent Imre um 100 Forint Spende. Das sind etwa 35 Cent. Ich muss sagen, für die Statistik sind noch andere Daten interessant. Zum Beispiel was für Kerzen es sind (Teelichter) und wie mit diesem Licht, dass man ja aus einem bestimmten Grund anzündet, umgeht. Offensichtlich werden in Szent Imre die Kerzen wieder ausgeblasen. Denn viele Teelichter waren gerade mal zu einem Drittel abgebrannt. Ob meine vier Lichter wohl auch wieder ausgeblasen worden sind?

    Egal, Maria hat mir zugesehen und meine Bitten sind mit den ersten Flammen in den Äther aufgestiegen. Ob sie erhört werden, ist sowieso eine ganz andere Frage, aber darum mache ich mir eigentlich keine Gedanken.

  • Gewürze

    22.09.2017

    Ich habe eine Liste, auf der stehen die Themen, über die ich schreiben möchte. Zum Schreiben muss ich aber in einer bestimmte Stimmung sein, daher werde ich hin und wieder über Ereignisse berichten, die schon vor einiger Zeit passiert sind. Außerdem habe ich festgestellt, dass es Geschichten gibt, die anfangen, aber die eine Fortsetzung haben werden. Wie es weitergehen wird, wird sich zeigen.

    So auch diese Geschichte. Ich liebe es zu Kochen. Na ja, ich koche nicht oft hier, dazu habe ich irgendwie nicht genug Zeit. Aber ich verwende auch gerne Gewürze beim Kochen. Beim Packen meiner Koffer habe ich darüber nachgedacht, ob ich eine kleine Gewürzsammlung einpacken soll. Ich habe mich dagegen entschieden. Ich dachte mir, in so einer großen Stadt dürfte es ja kein Problem sein, an die Gewürze zu kommen, die ich gerne verwende. Ja, so ist das, wenn man sich etwas denkt… es ist sicher kein Problem, aber den richtigen Ort habe ich noch nicht gefunden.

    Guten Mutes bin ich also am ersten Wochenende losgezogen, durch die Läden hier in der Nähe. Ich wollte etwas ganz Einfaches kochen, nämlich Spaghetti mit einer Gemüse-Tomaten-Soße. Dabei verwende ich am liebsten Lorbeer, Piment, Pfefferkörner, Paprika und Oregano. Als ich die Regale also nach diesen Gewürzen abgesucht habe, musste ich feststellen, dass es sie zwar gibt, aber dass die Packungsgrößen nicht unbedingt meinen Vorstellungen entsprechen. Also habe ich genommen, was ich bekam.

    Insbesondere das Päckchen Oregano hat mich belustigt. Ich habe eine etwas größere Menge Soße gekocht, erstens, weil ich Besuch erwartete und zweiten, weil ich keine Lust habe, jeden Tag zu kochen und ein bisschen vorgekochtest sehr praktisch ist. Mir war schon klar, dass es nicht viel Oregano war, den ich da hatte. Ich habe also die Menge in mein Essen reingeschüttet, die ich normalerweise immer hineintue – und ich war dann doch leicht überrascht, dass mein Päckchen schon leer war. Es hat gerade so gereicht.

    Bei meinem zweiten Versuch Oregano zu kaufen, war ich schon ein bisschen erfolgreicher. Ja, dachte ich mir, gehe ich halt in das große Einkaufszentrum im Allee (oder in der Allee – keine Ahnung ob die Ungarn dafür innerlich ein Geschlecht haben). Allerdings ist die Gewürzauswahl dort nicht wirklich viel größer. Aber immerhin habe ich statt 4g ganze 12g bekommen. Nur Paprika gibt es in größeren Portionen.

    Ich will kaufen …

    Ich habe schließlich einen meiner Freunde hier gefragt, ob er nicht irgendwo einen asiatischen oder orientalischen Laden oder einen anderen Laden weiß, in dem man besser Gewürze kaufen kann. Seine Empfehlung werde ich wohl nachher mal ausprobieren. Laut Webseite bekomme ich dort auch ein Kilopack Oregano für einen deutlich günstigeren Preis.

  • Gewürze, Tee und Kaffee

    23.09.2017

    Am Samstag Mittag bin ich in eine Straßenbahn gestiegen und über die Szabadság híd nach Pest gefahren. Gleich neben der großen Markthalle, die gerne von Touristen besucht wird und in der es leckeren Strudel gibt, ist ein Asia-Laden. Da bekommt man nicht nur größere Gewürzportionen, sondern gleich auch eine riesige Auswahl an Gewürzmischungen und Zutaten für alle Leute, die gerne in irgendeiner Weise asiatisch kochen. Nebenbei habe ich dort auch endlich einen anständigen Tee gefunden, so dass ich jetzt nicht mehr ausschließlich auf meinen Kollegen schräg gegenüber angewiesen bin.

    Denn die Ungarn wissen natürlich auch was gut ist. So gibt im Büro eben jene, die verschiedene sehr leckere Tees aus China beziehen und diese täglich zubereiten. Bei ihnen kann man alles über die verschiedenen Sorten erfahren und lernen, wie man Tee kocht. Dann habe ich zwei Kollegen, die mit einer kleinen Handmühle täglich ihren Kaffee malen und in einem Miniwasserkocher Mokka brauen. Davon durfte ich heute auch ein bisschen genießen. Und ich konnte den Tipp meines Vaters weitergeben: Wenn man einen Tropfen kaltes Wasser hinzufügt, setzt sich der Kaffeesatz schneller. Diese Behauptung wollen wir jetzt in einer Experimentenreihe überprüfen. Schließlich sind wir ja auch noch Ingenieure.

  • Margit sziget

    24.09.2017

    Sonntag musste ich leider alleine etwas unternehmen. Ich hätte gut ein bisschen Gesellschaft gebrauchen können, eigentlich war der Tag der emotionale Tiefstpunkt meines bisherigen Aufenthalts. Ob die Idee dann gut war, gerade auf die Margit sziget zu gehen, wage ich im Nachhinein zu bezweifeln. Es war schön und es war gleichzeitig traurig, weil ich die Schönheit ganz alleine genießen musste zwischen lauter Paaren und Familien, die ihren Ausflug machten.

    Eigentlich bin ich auf die Margit sziget (St. Margareteninsel) gegangen, um mir die Überreste des Klosters anzuschauen, in dem die heilige Margit gelebt hat. Und einen Blick auf das große Freilichttheater zu werfen. Einer meiner Reiseführer erzählt auch von dem singenden Brunnen, wobei ich im Laufe meines Ausfluges feststellen musste, dass die Autorinnen da etwas durcheinander gebracht haben. Ganz im Süden der Donauinsel gibt es einen großen Brunnen mit Wasserfontainen, die zu Musik in verschiedensten Variationen ein schönes Schauspiel geben. Es stehen viele Stühle und Bänke drumherum, man kann sich gemütlich niederlassen und die Wassertechnik beobachten. Das nannten sie den „singenden Brunnen“. Als ich aber am Ende meiner Inseltour im Norden ankam, habe ich gleich neben dem japanischen Garten den echten singenden Brunnen entdeckt. Zumindest die Hinweisschilder haben ihn so bezeichnet. Eigentlich ist es tatsächlich eine Quelle mit Trinkwasser, über die ein Gebäude gebaut wurde, auf dem Neptun tront und die Uhrzeit anzeigen sollte. Dies tut er zwar, aber leider ist es bei ihm immer 11 Uhr Mittags. Aber ich war zur rechten Zeit da. Denn immer zur vollen Stunde wird in dem Bauwerk eine Mechanik in Gang gesetzt, die einige Blasinstrumente betrieben hat. Ob die drei Lieder jetzt noch wirklich von Blasinstrumenten gespielt werden, kann man leider nicht sehen.

    Das Schönste an der Margit sziget war allerdings die Schaukel auf dem Kinderspielplatz. Ich konnte einfach nicht daran vorbeigehen. Sie ist schön hoch und hat mich an meine Schaukelnachmittage in meiner Kindheit mit meiner Schwester in unserem Garten erinnert. Ich bin so hoch geschaukelt wie schon lange nicht mehr und habe dieses lustige Gefühl im Bauch gespürt, dass man eben nur beim Schaukeln spürt.

  • Meetups und die Folgen

    26.09.2017

    Heute war ich auf meinem zweiten „Meetup“. Es gibt hier in Budapest haufenweise Treffen, zu denen man gehen kann. Es wird ein Vortrag gehalten und anschließend gibt es Diskussionen und oft etwas zu essen oder zu knabbern. Ich habe mich einfach an einen Kollegen gehängt und bin mit ihm dahin gegangen. Es ging einmal um autonomes Fahren und heute um Security. Aber das Schönste war eigentlich, dass ich zwei sehr nette Leute kennengelernt habe, mit denen ich bisher nur per Mail kommuniziert hatte. Der eine arbeitet leider nicht mehr bei TKP und ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass ich nicht seine Bekanntschaft machen konnte. Aber das hat sich jetzt ja doch anders ergeben. Und den anderen musste ich heute bei der Arbeit wegen eines Problems ansprechen. Das fiel mir natürlich viel leichter, nachdem wir uns vorher schon mal in einem anderen Rahmen getroffen hatten.

    Ich werde auf jeden Fall weiter solche Veranstaltungen besuchen und vielleicht finde ich ja auch für mich das eine oder andere Meetup, dass nicht nur technische Themen behandelt. Mal sehen.

  • Kaffeekultur

    28.09.2017

    Wenn man in den Reiseführern über Budapest und Kaffee spricht, dann wird einem unweigerlich empfohlen, in die Kávéház zu gehen, ein Kaffeehaus. Das habe ich jetzt tatsächlich noch nicht gemacht. Ich stand schon vor zweien, aber mit meinem schon etwas verwaschenen Kaputzenpulli habe ich mich da nicht reingetraut. Mal abgesehen davon, dass die Preise dort, wo ich war, ziemlich überirdisch sind.

    Man braucht es auch nicht. Den es gibt überall nette Cafés und Cukraszdás wo man guten Kaffee bekommt. Selbst bei TKP lassen sie sich nicht lumpen mit ihren Kaffeemaschinen in der Kaffeeküche. Da braucht man auch erst mal eine Einweisung, wie die bedient werden müssen.

    Frühstück im Allee

    Und der Kaffee ist gut. Man bekommt alle Varianten, die man sich wünschen kann. Und er schmeckt wirklich überall sehr sehr gut. Damit überflügeln die Ungarn deutlich die Deutschen und noch viel mehr die Franzosen, vor allem in der Bretagne, wo das Angebot ziemlich eingeschränkt war. Nur Italien bleibt ungeschlagen, italienischer Kaffee in Italien konsumiert ist das Größte.

  • Schimpfwörter

    29.09.2017

    Ich hatte mir vorgenommen, keine ungarischen Schimpfwörter zu lernen. Leider wurde ich eines Besseren belehrt. Wenn ich die höheren Level des Ungarischen meistern möchte, müsse ich fluchen lernen.

    Dazu gibt es einen Witz: Es wird eine Studie durchgeführt, in der untersucht wird, welche Nation am besten fluchen kann. Der Deutsche wird hineingebeten zum Interview. Nach ein paar Fluchwörtern wie Scheiße, Kack und Zur Hölle, fällt ihm nichts mehr ein. Dem Engländer ergeht es nicht viel besser. Dann kommt der Ungar an die Reihe. Dummerweise stolpert er an der Schwelle zum Zimmer. Nachdem er zehn Minuten geflucht hat, setzt er sich hin und sagt: „Jetzt können wir anfangen.“

    Dieser Witz war überzeugend und schon wurde ich in in die Feinheiten von ein paar Flüchen eingeführt, die ich aber leider schon wieder vergessen habe. Als meine Lehrer mich dann fragten, was es für Flüche noch so im Deutschen gibt, musste ich tief in meinen Hirnwindungen graben. Mir ist fast nichts eingefallen.

  • Pause im Park

    30.09.2017

    Es gibt hier so einige Parks. Naherholungsgebiete, in denen man dem Lärm der Stadt entkommen kann. Ich öffne die BKK App, schau in die Karte und lass mir einfach die nächste Verbindung zu einem Park berechnen. Mein Ziel heute für die Pause: Városliget – das Stadtwäldchen. Diesmal ohne Metró, denn ich möchte etwas von der Gegend sehen.

    Erst fahre ich mit dem Bus und muss dann umsteigen. Zufälligerweise am Hockeystadion, an dem eine spärlich besuchte Veranstaltung stattfindet. Ich verweile einige Zeit um einer Musikgruppe zu lauschen.

    Hockeystadion

    Und dann geht es auch schon weiter, diesmal mit dem Trolibus, der mich mitten im Park aussetzt.

    Auch hier wieder viele Paare, Familien und Spaziergänger mit Hunden. Auf einem Hügel nehme ich Platz, Zeit endlich wieder ein paar Zeilen für meinen Blog zu schreiben, mich zu sonnen und ein bisschen zu sinnieren.

  • Kurz entschlossen

    30.09.2017

    Um kurz vor fünf war ich von meinem Ausflug wieder zu Hause. Zeit, endlich mal ein paar Sachen zu erledigen, endlich mal meine Mail zu beantworten und ein paar organisatorische Sachen zu machen. Dachte ich. Als ich meinen Computer angeschaltet habe, war Facebook noch offen und eine Nachricht sprang mir ins Auge. Hopp und schon waren alle Pläne umgeworfen. Ab fünf Uhr startete in der Nähe meiner Wohnung ein Spieleabend, organisiert von meiner Tanzschule. Ich schnappte mir meine Sachen und los gings. Einmal fragen, ob ich mitmachen darf, ist ja erlaubt. Das habe ich dann getan und habe bis nachts um halb zwölf acht verschiedene Spiele ausprobiert.

    Das erste war gleich Codenames, ein Wortspiel – und das auf ungarisch. Das funktioniert nie, dachte ich. Zum Glück war es die einfachere Variante mit Bildern und nicht mit Worten. So musste ich nur das Wort, das mein Partner sagte, übersetzen. Schon stößt man an ungeahnte Hürden. Meine Nachbarin war zwar bereit, mir die Worte ins Englische zu übersetzen, aber sie hatte nicht die Geduld, mir das ungarische Wort in mein Wörterbuch zu diktieren. Das kam mehrmals am Abend vor.

    Dabei ist das essentiell, wenn man den vollen Umfang des Wortes begreifen möchte. So heißt zum Beispiel tető gleichzeitig Dach und Gipfel. Wenn ich das nicht nachgeschlagen hätte, hätte ich das zweite Bild nicht finden können. Umgekehrt, wenn mir ein gutes deutsches Wort eingefallen ist, konnte ich es nicht verwenden, weil die Doppeldeutigkeiten im Ungarischen nicht funktionieren.

    So wird das Wort Schild nicht gleichzeitig für das Verkehrsschild und das Schild eines Ritters verwendet. Zumindest hätte ich nicht gewusst, welcher der vielen vorgeschlagenen Begriffe in meinem Wörterbuch das beides gleichzeitig beschrieben hätte.

    Um das Problem mit der Schreibung zu lösen, werde ich in Zukunft ein kleines Büchlein mitnehmen, in das mir die Leute die Wörter reinschreiben können. Vielleicht kann ich sie ja dazu gewinnen. Im Notfall sage ich, dass ich ungarische Wörter sammel.

  • Chinesisch essen

    30.09.2017

    Jetzt bin ich drei Wochen in Budapest. Das Wetter ist wunderschön. Ich genieße den Spätsommer. Heute mit einem Ausflug in eine spezielle Gegend. Eine Arbeitskollegin, Chinesin, hat mir ein bestimmtes chinesisches Restaurant empfohlen. Heute Mittag bin ich dahin losgezogen. Es ist nicht die vertrauenserweckenste Gegend, in die man da kommt. Drumherum viel Industrie, eine Menge verschiedener Bahn- und Zugstrecken und wenn man dann in die Jegenye utca einbiegt, wundert man sich ein bisschen. Oder besser gesagt: ich habe mich gewundert. Es war Samstag Mittag, das Ganze ist eine chinesische Einkaufsstraße mit einer Menge Läden, in denen man Kleidung, Taschen und chinesische Lebensmittel kaufen kann. Aber es war nichts los.

    Nach einigen Schritten hatte ich auch schon mein Ziel erreicht: das „Spicy Fish“. Dabei hatte ich gar keinen Hunger. Jetzt, wo ich diese Tour schon mal unternommen hatte, bin ich trotzdem reingegangen. Ich habe einfach Bohnen mit Reis und einem Jasmintee bestellt. Für den Fisch, den ich gerne essen wollte, erschien mir die Portion zu groß.

    Das Restaurant gefällt mir. Allein die Art und Weise, wie das Essen serviert wird, ist ungewohnt. Auf den Nachbartischen standen riesige Schüsseln mit Fisch und Fleisch in einer Suppe. Alles sieht sehr lecker aus. Aber niemand kann diese Portionen bewältigen. Ich frage mich, was mit den Mengen an Speisen passiert, die zurück in die Küche gehen.

    Die meisten Besucher in diesem Restaurant sind Chinesen. Meiner Ansicht nach ein gutes Zeichen. Neben mir saßen zwei Herren, die anscheinend das Restaurant ausprobiert haben, um zu entscheiden, ob sie dort irgendeine Veranstaltung buchen sollen. Denn nachdem sie mehrere Gerichte probiert hatten, hat der eine Herr eine lange Liste an Bestellungen aufgegeben.

    Meine Bohnen waren auch wirklich lecker. Und das Essen hatte nichts mit dem zu tun, was man sonst in chinesischen Restaurants bekommt. Ich möchte auf jeden Fall noch mehr probieren dort. Dann aber nicht alleine. Irgend jemanden werde ich schon noch finden, der mit mir dort hingeht.

  • Ein Jahr zurück

    02.10.2017

    Hin und wieder werde ich gefragt: Was hat mich eigentlich nach Budapest geführt? Um das zu beantworten, muss ich die Zeit um ein Jahr zurückspulen.

    Das Ganze fing noch viel früher mit einem Haufen Bücher über den Sinn und Unsinn des Lebens an. Genau so ein Buch hatte mein Schwager dabei, als wir letztes Jahr zusammen in den Sommerferien waren. Es geht darin darum, in sein Leben mehr Sinn zu bringen, Veränderungen anzustoßen, die das Leben lebenswerter machen. Bei meinem Segelkurs in der Flaute hatte ich genügend Zeit darüber zu grübeln und am Ende stand für mich fest, dass ich innerhalb der nächsten Jahre mal etwas ganz anderes erleben möchte. Raus aus dem Trott, eingeschliffene Gewohnheiten durch neue ersetzen, das Leben mehr – wenn möglich in vollen Zügen zu genießen. Meine Kinder sind schon ziemlich groß und auch sonst habe ich nicht viele Verpflichtungen, die mich fest an zu Hause binden. Ich dachte über ein Sabbatjahr nach, über eine Weltreise, über Arbeit in einer sozialen Einrichtung und fragte mich, was ich denn nun wirklich ändern könne.

    Natürlich hatte ich auch einige Diskussionen mit Olav darüber, denn er hatte eigentlich nicht das Bedürfnis und auch nicht die Möglichkeit, für ein halbes oder ganzes Jahr woanders hinzugehen.

    Fast zur gleichen Zeit im Herbst gab es in meinem Projekt eine Entwicklung, die dazu führte, dass ich nicht mehr mit meinen anderen NewTec-Kollegen gemeinsam in Projekten unterwegs war. Statt dessen wurde ich fest dem Projekt zugeteilt, für das ich sowieso schon ein halbes Jahr arbeitete. Das kam mir sehr entgegen, da mir die Arbeit mit meinem Projektleiter in Budapest sehr viel Spaß macht. Ich fing wieder an, meinen kleinen Ungarischführer zu wälzen und entschloss mich schließlich sogar dazu, ungarisch richtig zu lernen.

    Also hatte ich im Endeffekt zwei Optionen: das Sabbatjahr, in dem ich etwas völlig anderes machen könnte. Oder im Arbeitskontext zu bleiben aber dafür den Ort wechseln.

    Das Sabbatjahr hatte den Nachteil, dass ich erst mal drei Jahre dafür hätte arbeiten müssen, um das freie Jahr anzusparen. Das erschien mir doch sehr lang, da ich ja jetzt was ändern wollte. Im Frühjahr reifte der zweite Plan heran. Mein Projekt machte mir Spaß, ich verstand mich mit meinem Projektleiter immer noch gut und ich wollte gerne darin weiter arbeiten. Jetzt oder nie, dachte ich mir also, denn wer weiß schon, was in drei Jahren bei mir auf der Agenda steht.

    Also fragte ich bei meinen Vorgesetzten an und als die ihr Go gaben, fragten wir bei TKP an, ob es möglich wäre, dass ich für ein halbes Jahr dort hinkomme. Und es war möglich.

    Der einzige wirklich Hemmnis war meine Familie. Konnte ich sie für ein halbes Jahr alleine lassen? Aber als ich Jens von meinen Ideen erzählte, war er hellauf begeistert. Ja, dass müsse ich machen, sagte er. So eine Möglichkeit dürfe ich nicht ungenutzt vorbeigehen lassen. Seine Begeisterung war schließlich der letzte Kick in diese Richtung. Und bisher habe ich es noch keine Sekunde bereut. Ja – ich habe manchmal Heimweh … aber viel weniger als ich befürchtet hatte. Was für mich viel schlimmer ist, sind meine impliziten Erwartungen, die ich entwickelt habe, als ich mir in den letzten drei Monaten vorgestellt habe, wie es wohl in Budapest sein würde. Denn wie kann es auch anders sein, es kommt alles anders, als man denkt.

    Wenn ich dann vor einer Hürde stehe oder vor einer Situation, die mir innerlich erst mal zu schaffen macht, dann sage ich mir: Barbara, genau das wolltest du doch, oder etwa nicht? Raus aus deinen alten Bahnen und rein ins Leben. Also atme ich ein paar mal tief durch – und weiter gehts.

  • Morgensport

    01.10.2017

    Mein Weg zur Arbeit dauert etwa eine halbe Stunde. Wenn ich gleich bei mir um die Ecke eine Straßenbahn erwische und dann gleich den Anschluss bekomme, bin ich sogar in gut zwanzig Minuten im Büro. Die Fahrzeit ist zu kurz, um zu lernen oder zu schreiben, dafür habe ich jeden Tag vierzig Minuten mehr Zeit für mich. Das habe ich zum Anlass genommen und setze nun schon seit mehr als zwei Wochen einen Vorsatz um, den ich mir schon so oft gefasst aber sonst nie umgesetzt habe. Ich mache jeden Morgen etwa zwanzig Minuten Sport. Ein paar mal den Sonnengruß, ein paar Übungen zur Lockerung von Hals- und Schultermuskulatur, ein paar Dehnübungen und etwas Bauchmuskeltraining. Wenn ich mal keine Lust habe, dann sage ich mir: Hey Barbi (so werde ich hier unweigerlich immer wieder genannt), du sparst heute wieder bestimmt zwanzig Minuten Arbeitsweg. Oder sogar mehr… nutze die Zeit für deine Gesundheit.

    Auf dem Weg zur Arbeit – wenn ich zu Fuß gehe
  • Gegensätze

    13.10.2017

    Budapest ist eine Stadt der Gegensätze. Man dreht sich einmal im Kreis und findet Weite und Enge, Alt und Neu, Antik und Modern, Reich und Arm, Gepflegt und Vernachlässigt, Klein neben Groß, Sauber neben Dreckig.

    Wohnhäuser

    Man wechselt die Straßenseite und läuft nicht mehr über einen glatt geteerten Bürgersteig sondern auf holprigen Pflastersteinen.

    Fußwege

    Natürlich nicht überall. Es gibt gepflegte Gegenden, besonders dort, wo viele Touristen hingehen. Aber selbst dort bleibt man nicht von diesen Eindrücken verschont. In den Straßen sind die kleinen individuellen Geschäfte und dann gibt es die großen, modernen Einkaufszentren wie das Allee.

    Die Bebauung ist auf der einen Seite dicht und auf der anderen Seite findet man mitten in der Stadt Platz für einen großen Hof mit flachen Gebäuden.

    Bebauung

    Wenn man sich abends unter den Blaha Lujza Tér und drumherum bewegt, kann man beobachten, wie sich Massen an Obdachlosen trockene Plätze für die Nacht sichern. Wenige Schritte weiter kommt man in ein Kneipenviertel, in dem es von Touristen und Einheimischen nur so wimmelt, die sich in der Nacht vergnügen und noch etwas weiter kommt man zum Erzsébet Tér auf dem ein Riesenrad steht, mit dem man nachts um 10 Uhr für 10 Euro noch über Budapest blicken kann. Das habe ich mir aber in der Nacht, in der ich dort war, gespart und bin weitergelaufen durch das pompöse Regierungsviertel bis zur Margit sziget um im Mondschein zu schaukeln.

  • Ich bin Ausländer

    14.10.2017

    Als ich vor einigen Tagen in Richtung Arbeit aufgebrochen bin, habe ich meine Wohnung zur gleichen Zeit verlassen wie eine Nachbarin. Ich bin nun nicht mehr so zimperlich, bin auf die Frau zugegangen und habe mich vorgestellt. Was ein bisschen für Irritation gesorgt hat. Vor allem wissen die Nachbarn erst mal nicht, was man von ihnen will. Dann bin ich durch die Straßen gelaufen und habe die vielen verschiedenen Menschen gesehen, aus den vielen verschiedenen Ländern dieser Welt. Und mir ist bewusst geworden: In jedem anderen Land dieser Welt bin ich Ausländer, nur nicht in meinem eigenen.

    Vielleicht sollte man die Menschen, die gegen Ausländer Vorbehalte haben, mal für ein paar Monate in ein Land schicken, dessen Sprache sie nicht sprechen und dessen Kultur sich von ihrer Kultur unterscheidet. Diese Erfahrung zu machen ist nicht nur interessant sondern auch erhellend. Zumindest wenn man mit offenen Augen und Ohren die Zeit erlebt. Besonders in den Situationen, wo man sich schnell entschuldigen möchte oder auch nur guten Tag sagen möchte. Wie heißt noch mal Entschuldigung? Und wie begrüße ich und verabschiede ich mich jetzt auf die richtige Weise von meinen Kollegen? Was muss ich gerade zu meiner Nachbarin sagen? Jó reggelt oder Jó napot? Selbst nach einem Monat läuft sowas noch nicht wirklich automatisch.

    Es ist auch spannend, sich unter die Massen zu mischen, so zu tun, als gehöre man hier her und zu beobachten, wie sich Deutsche, Engländer und andere Nationalitäten in Budapest verhalten, wenn sie nur kurz zu Gast sind. Und ich genieße es total, viel mit Ungarn zu tun zu haben, ihre Eigenheiten besser kennen zu lernen und mich auf ihre Art zu leben einzulassen – so weit das möglich ist.

  • Gäste

    14.10.2017

    Gestern hatte ich Gäste zu Hause. Es war mir ein Bedürfnis, mich bei einigen Freunden für das herzliche Willkommen und die Unterstützung in der einen oder anderen Weise zu bedanken. Denn es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Kollege, mit dem ich in den Projekten gar nichts zu tun habe, mich einfach herumführt, mit zum Essen nimmt und auch sonst immer für einen da ist. Oder eine andere Kollegin sich einfach nur darüber freut, dass sich der Frauenanteil erhöht, immer ein offenes Ohr hat und einen mit zum Kaffeetrinken nimmt. Aber auch die Bekanntschaft, die mir unvoreingenommen angeboten hat: „Wenn du dich einsam fühlst, dann melde dich bei mir!“

    Ich hätte gerne noch viel mehr Leute eingeladen, aber wie soll ich in einer so kleinen Küche für so viele Menschen kochen. Und ich habe nur 6 Suppenteller, bei neun geplanten Teilnehmern und frischer Suppe zum Abendbrot schon eine Herausforderung. Es war auch nicht einfach zu kochen. Die Küche ist sehr klein und ich musste noch ein paar Sachen kaufen, zum Beispiel ein Rührgerät für das Mousse au Chocolat. Und man findet zwar ein ganzes Kühlregal voller saurer Sahne in allen Packungsgrößen und Formen, aber die süße Sahne gibt es nur in einer kleinen Ecke und auch nur in kleinen Plastikbeuteln. Ich stand schon fünf mal vor diesem Kühlregal und habe sie erst gefunden, als ich einen Mitarbeiter danach gefragt habe.

    Am Ende waren wir dann doch nur zu sechst. Gekocht hatte ich mindestens für 16. An diesem Wochenende brauche ich mich nicht mehr in die Küche zu stellen. Nur der Nachtisch hätte nicht für viel mehr Leute gereicht.

  • Einfach nur so

    15.10.2017

    Ich vermisse das.
    Mit dir zusammen zu sein.
    Einfach nur so.
    Du bist da – ich bin hier.
    Einfach nur so.
    Ich höre dein Räuspern.
    Du rückst deinen Stuhl.
    Er knarzt.
    Einfach nur so.
    Ich blättere die Seite um.
    In meinem Buch.
    Sie raschelt.
    Einfach nur so.
    Ich bin für mich.
    Du bist für dich.
    Einfach nur so.
    Denn wenn doch mal was ist.
    Ein Wort.
    Ein Satz.
    Eine Tasse Tee.
    Dann bin ich gleich da.
    Einfach nur so.

    Um mich herum
    Ist nur Stille.
    Und das Rauschen der Stadt.
    Einfach nur so.

  • Schuhe

    15.11.2017

    An einem der Samstage bin ich in einem Museum gelandet, dessen Ausstellung nun ja – sagen wir „interessant“ war. Insbesondere die Schuhe-Abteilung war sehr lustig. Schuhe über Schuhe über Schuhe. Aus allen möglichen Epochen und Regionen der Welt. Die Systematik ist mir nicht ganz klar geworden. Es waren viele ausgelatschte Schuhe dabei.

    Im Museum

    Bequeme, unbequeme Schuhe. Schuhe, bei denen man sich noch nicht mal im Traum vorstellen kann, wie man damit läuft. Schuhe für Bäder, Latschen für Häuser, zum Fischen, zum Laufen. Grobe Schuhe und feine Schuhe. Hohe Stiefel, die bis über die Oberschenkel gehen. Aus Fell, Holz, Gras, Leder, Plastik.

    Besonders amüsant ist es, wenn man nach so einer Ausstellung durch die Straßen läuft und was findet? Natürlich Schuhe. Denn sein Paar Schuhe zu verlieren scheint in Budapest auch nicht unüblich zu sein. Vielleicht kommen ja da die Schuhe in der Ausstellung her. Oder habe ich nach den erhellenden Lehren des Museum vielleicht einfach nur einen neuen Blick auf meine Umwelt erlernt?

    Auf der Straße
  • Persönliche Freiheit

    15.11.2017

    Besonders am Freitag Abend, wenn die arbeitsreiche Woche rum ist und das lange, oft noch unverplante Wochenende bevorsteht, kommt der Tiefpunkt meiner Woche. Ich sitze hier und frage mich, was ich in dieser Stadt fern von allem Vertrauten mache. Wozu springt man aus seinem Leben raus und setzt sich Einsamkeit und Ungemach aus.

    Aber eigentlich ist die Antwort einfach. Manchmal braucht man einfach eine neue Perspektive auf das Leben. Ich hatte zu Hause viel das Gefühl, von meinen Verpflichtungen und Gewohnheiten aufgefressen zu werden. Ich wusste nicht, wie ich das ändern sollte, wie ich meine Gedanken und Gewohnheiten in neue Bahnen lenken sollte. Und tatsächlich – hier ist es anders. Ich kann mir neue Gewohnheiten ausdenken. Ich fühle mich niemandem verpflichtet, es fühlt sich aber auch niemand mir verpflichtet.

    An Freitag Abenden vermisse ich die Aussicht darauf, wenigstens ein bisschen Zeit mit meiner Familie teilen zu können.

    Aber insgesamt ist es gut. Ich kann machen was ich will und wann ich will. Meine einzige Verpflichtungen sind die Arbeit und die Tür hinter mir abzuschließen, wenn ich die Wohnung verlasse. Ich kann gehen, wohin ich will und wann ich will, ich kann an meinem Blog schreiben oder ihn drei Wochen lang brach liegen lassen. Ich kann Freunde anrufen und fragen, ob sie was mit mir unternehmen wollen oder ins Allee gehen, dort den ganzen Tag auf einem der Sessel sitzen und ungarisch lernen.

    Das ist Genuss pur. Und darum steht mein letzter Monat dieser ersten Hälfte unter dem Motto: Ich mach wonach mir der Sinn steht… die Freiheit nehme ich mir.

  • Kindheitserinnerungen

    26.11.2017

    Ein Apotheken-Museum, na das reizt eine Apothekerstochter. Neugierig öffne ich die Tür, die zu ebener Erde direkt in einen Ausstellungsraum führt. Gleich schießt eine Frau um die Ecke und erklärt mir, dass ich für die Ausstellung zu bezahlen habe. Die paar Forint berappe ich gerne, um meine Neugierde zu stillen. Ein gesprächiger älterer Herr drückt mir die deutsche Beschreibung in die Hand. Zu jeder Vitrine ist erklärt, was dort ausgestellt ist.

    Die Eintrittskarte: Stadt Apothecken Zum Goldenen Adler in der Fästung

    Akribisch begutachte ich die Exponate. Viele Standgefäße aus Majolika Keramik, ich kenne sie eher aus Glas und Porzellan. Die meisten ausgestellten Mörser sind aus Metall.

    Es ist ganz nett. Das Alchimisten-Labor ist eindeutig das Highlight des Museums. Es ist in einem kleinen Nebenraum untergebracht. Man kann durch zwei Türen spickeln. Wenn man genauer hinsehen möchte, muss man sich ein bisschen um die Ecke über die Absperrung beugen. Zum Glück ist nur ein anderer Gast da, so habe ich Zeit, ungestört die Kolben, Feuerstellen, ausgestopften Krokodile, Zangen und sonstigen Gerätschaften anzuschauen.

    Die Offizin ist eher enttäuschend. Sie kommt mir ein bisschen klein vor, wenn ich daran denke, wieviele Dinge es in so einer Apotheke gibt und sicher auch früher gab. Wie schon gesagt. Alles ganz nett. Ich würde so ein Museum anders einrichten. Aber ich bin ja auch in einer Apotheke groß geworden.

    Die Standgefäße gehören in Regale, Schränke und Schubladen, sortiert nach Alphabet und mit deutlicher Schrift beschriftet. Zwischen den großen Ausziehschränken haben wir uns früher versteckt.

    Wie funktioniert ein Mörser und was macht man damit? Das Museum hat zwar Bücher über Kräuter zur Schau gestellt, aber nicht, wie man Kräuter, Fette und Chemikalien verarbeitet, wie und wo man sie aufbewahrt. Mir fehlt ihr Geruch. Der ist in meinem Gedächtnis genauso fest eingebrannt wie die Bilder meiner Kindheit. Schon wenn man in den Hausflur kam, duftete es nach Apotheke. Zumindest meine Nase empfindet diese Gerüche als Duft.

    Was ich nicht gefunden habe, war das Brett zum Pillen Rollen und die Gerätschaften zum Abfüllen von Kapseln. Dafür habe ich etwas wiedergefunden, was auch bei uns im Keller stand. Die Erinnerung daran schlief in den tiefsten Tiefen meines Gehirns: eine Presse zur Gewinnung von Pflanzensäften – von früher – als der Beruf des Apothekers noch mehr war nur als Medikamente zu verkaufen.

    Die Saftpresse
  • Besuch in der Unterwelt

    10.12.2017

    In Budapest gibt es vier U-Bahnlinien. Die Reiseführer empfehlen, dass man zumindest mal mit der Metró vier ein paar U-Bahnhöfe besuchen sollte. Da ich direkt an der 4 (négyes) wohne, habe ich sie sowieso hin und wieder benutzt. Aber ich bin auch an einigen Bahnhöfen zum Gucken ausgestiegen und an die Oberfläche gegangen. Es ist interessant, wie die Menschen an den verschiedenen Orten leben.

    Szent Gellért tér

    Négyes Metró ist eine der modernsten U-Bahnen in Europa. Sie fährt automatisch, ohne Führer, man kann vorne hinaus in den Tunnel schauen. Die Bahnhöfe sind sehr schön gestaltet, ähnlich und doch jeder anders.

    Bikás park
    An der Oberfläche

    Und mit kleinen aber feinen Details. Auf jedem Bahnhof gibt es zwei Lichtlinien, die den Bereich markieren, in den man erst nach Halt des Zuges treten darf. Fährt der Zug ein, beginnen die Lichtlinien zu blinken und wenn der Zug hält, erlöschen sie. Um die Orientierung zu erleichtern, ist die Seite Richtung Westen zum Kelenföld vasútállomá immer blau, in Richtung Ostbahnhof immer gelb.

    Es gibt schöne große Markierungen, die anzeigen, wo die Behindertenplätze in der U-Bahn sind.

    Auch die anderen Metrós haben jeweils ihren persönlichen Flair, wenn auch nicht so modern. Eine Reise durch die Unterwelt lohnt sich alle mal. Und ein sporadisches Auftauchen in den verschiedenen Wohngegenden von Budapest auch.

  • Das Ende in der Mitte

    10.12.2017

    Nun endet die erste Hälfte meines Aufenthalts. Das macht mich traurig. Man verstehe mich nicht falsch: ich freue mich schon auf die Tage mit meiner Familie und Freunden. Auf meinen Schreibtisch, meine Kollegen.

    Gleichzeitig ist es ein Vorgeschmack auf das wirkliche Ende im April. Ich lasse jetzt schon so viel zurück, auch wenn es nur für ein paar Wochen ist. Liebgewonnene Freunde, Gewohnheiten, die für das Leben hier gut sind und Orte in einer Großstadt, in der das Leben brodelt. Ich verpasse drei Salsa-Stunden und mindestens zwei Parties.

    Gestern Nacht bin ich nochmal am Ufer der Donau spazieren gegangen. Der kalte Wind wehte mir um die Ohren, aber der grandiose Blick von der Margit Híd bei Nacht in Richtung Süden lohnt sich einfach. Und ich musste doch wenigstens ein Mal über die Széchenyi Lánchíd laufen. Die Kälte biss in meinem Gesicht. Heute stieg ich noch mal den Gellért-Hegy, Besuch bei der Eiche, die nicht nur von mir geliebt wird. Der kleine Junge erklärte seiner Oma, was für ein schöner Baum das ist. Und ich habe seine Worte größtenteils verstanden, ohne mir darüber Gedanken zu machen.

    Die Eiche auf dem Gellért-Hegy

    Ich komme wieder Budapest. Und bestimmt werde ich auch nach dem tatsächlichen Ende meines Aufenthalts wieder kommen. Wenn ich ein bisschen Geld übrig hätte, würde ich mir hier eine Wohnung kaufen. Ich liebe diese Stadt, das Land und seine Leute.

  • Rückblick

    06.10.2018

    Vor etwas mehr als einem Jahr bin ich nach Budapest gezogen. Ich habe dort eine intensive Zeit erlebt, mit vielen neuen Eindrücken. Ich habe viele Leute, eine Stadt und ein Land lieb gewonnen. Aber die Welt dreht sich weiter. Und seit Mai bin ich wieder Deutschland. Ich brauchte zwei Monate, bis ich das Gefühl hatte wieder ganz da zu sein. Am 09. September 2018 und in den Tagen danach sind meine Gedanken ständig an der Donau gewesen. All diese Bilder sind noch so präsent. Viele Ereignisse kann ich einzelnen Tagen zuordnen.

    Es war eine so schöne Zeit. Gleichzeitig tut es gut, zu Hause zu sein – Olav zu haben und meine Kinder in den Arm nehmen zu können.
    Aber eines steht fest: ich werde auf jeden Fall wieder dort hin fahren.
    Und ich beginne darüber nachzudenken, welches Abenteuer jetzt auf mich warten könnte.