Ruhige See

29.06.2021

Ruhige See. Der Schiffer segelt nah an der Küste. In bekanntem Gewässer. Den Sturm meidend. Das Unbekannte vergessend. Immer im selben Takt fährt er zwischen den Orten hin und her. Endlich wieder Ruhe nach den aufregenden Jahren. Sein Blick streift über die Leute, die sich auf den Bänken drängen. Bekannte Gesichter, verschwommen zu einer gleichförmigen Masse. Zäh und träge kriecht der Tag dahin und trotzig sickert die Erinnerung an die Intensität der erlebten Zeiten in sein Bewusstsein. Wo sind sie hin die intensiven Düfte? Das Jauchzen und Weinen der unerfüllten Hoffnungen und Möglichkeiten?
Nur nicht wieder Heraustreten aus der dumpfen Gleichförmigkeit der Tage. Der Schmerz der Enttäuschung war zu groß. Das Abenteuer hat ihn nicht aufgewogen.

Der Schiffer schließt die Augen – für einen Augenblick. Die Nase in der Brise die aus dem Unbekannten zu ihm herüberweht und lockt. Dann öffnet er sie und die Apathie des Alltags bemächtigt sich wieder seiner. In der ruhigen See nahe der Küste.

Flug durch die Raumzeit

28.08.2019 – Die Schwalbe

Ich horche in mich hinein, ich horche hinaus in die Welt. Mein Körper bewegt sich durch die Raumzeit. Das Licht fließt durch meine Federn und krümmt sich auf den Linien des Universums. In fliege im Jetzt der Vergangenheit, schau in die Zeit der Sterne. Die Strahlen der Sonne sind schon acht Minuten alt und geben den Blick frei, auf das was war. Ich fliege über die Wiesen und obwohl das Geräusch der Grille und das Bild der Mücke aus der Vergangenheit mein Ohr und mein Auge erreichen, kann ich mich hinstürzen, die Distanz überwinden und die Vergangenheit zum Jetzt machen. Wenn ich im schnellen Flug Raum und Zeit überwunden, zermalmt mein Schnabel das Insekt.

Einfach nur so

15.10.2017

Ich vermisse das.
Mit dir zusammen zu sein.
Einfach nur so.
Du bist da – ich bin hier.
Einfach nur so.
Ich höre dein Räuspern.
Du rückst deinen Stuhl.
Er knarzt.
Einfach nur so.
Ich blättere die Seite um.
In meinem Buch.
Sie raschelt.
Einfach nur so.
Ich bin für mich.
Du bist für dich.
Einfach nur so.
Denn wenn doch mal was ist.
Ein Wort.
Ein Satz.
Eine Tasse Tee.
Dann bin ich gleich da.
Einfach nur so.

Um mich herum
Ist nur Stille.
Und das Rauschen der Stadt.
Einfach nur so.

Alchemie der Freundschaft

10.10.2017

Der Alchemist zerdrückt in seinem Riegentiegel die Gefühle des letzten Jahres. Zusammengeschmolzen über den Flammen der Hölle und dem Feuer der lachenden Sonne.

Getränkt mit dem Tau, der von den Ähren des Grases tropfte, durch das wir streiften. Sein Stößel zerreibt die Tränen und das leise Lachen, die gluckernde Freude. Das Sehnen und auch die Träume – auf der Suche nach dem Gold der Freundschaft.

Was ist es, das den Kern ausmacht? Dass aus einer leichten Berührung ein Liebkosen wird. Zäh ist die Paste die im Tiegel entsteht. Dann tropft der Alchemist die Essenz der letzten Tage hinein. Aus dem gemeinsamen Kampf gegen die Würmer, die aus den Poren der Arbeit kriechen und sich in ihrer weichen windenden Masse über den Sinn des Lebens ergießen.

Im Tiegel wird es geschmeidiger – ein neuer Duft steigt auf und mit ihm segeln wir hinauf in die Höhen vorbei an der verschleierten Sonne, deren Licht sich in Regenbogenfarben bricht.

Pan

16.09.2017

Pan steht auf dem Berg, seine Haut ist grün.
Seine Flöte erklingt in der Dämmerung.
Eine Schlange windet sich um seinen Arm.
Die Lippen sind verzerrt zu einem angestrengten Grinsen.
Die Hufe stampfen im Takt auf dem Fels.
Der Wald unter ihm lauscht gespannt der Melodie.
Niemand weiß, wohin Pan seine Träume heute führt.
Schrill sind die Töne, ein verzweifeltes Plappern.
Traurigkeit, Abschied das Grundmotiv.
Dann reißt es ab – nur in den Ohren klingt es noch nach
und sickert als ölige Tropfen in die Seelen.
Pans Blick ruht in der Ferne auf den blauen Höhn
die einst seine Heimat waren.

Ei

06.09.2017

Die Hände gepresst an die Wand.
Der Blick gleitet aufwärts – endlos.
Wo ist der Raum, der hier einmal war.
Wo die Wärme, das Licht?
Die Finger ertasten den rauhen Kalk.
Sie gleiten nach oben. Und hinter mich.
Enge. Die Wand ist rund.

Eingesperrt in einem Ei.
Die Zeit ist reif. Bald werde ich schlüpfen.

A madár

03.09.2017

Kézben tartok egy kicsi madárfiókát.
Jött mint a tavasz jön –
Csendesen és hirtelen itt volt.
Szemecskék mustráltak engem.
Ugrándozott, a kezembe ugrott.
És hevesen vert a szívem az örömömben.

Köszi Zsolt és Robi a segitségeiteket