Vor einigen Tagen wollte ich endlich den fehlenden Knopf an meiner Bluse ersetzen. Mein Nähzeug ist in einem kleinen altmodischen Kästlein untergebracht, dass man seitlich aufklappen kann. Allerdings passt die Knopfsammlung da nicht rein. Statt dessen habe ich einen Spielekarton umfunktioniert, in dem ich die Knöpfe in verschiedenen kleinen Döschen sortiert hatte. Da meine Kinder von meinem Nähzeug reichlich Gebrauch machen, fand ich einiges anders vor, als ich es erwartet hatte. Ich wühlte und kramte, bis ich endlich alle Kästchen gefunden hatte und dann wühlte und kramte ich in den beiden Kästchen herum.
Irgendwann hatte ich es dann geschafft, die richtige Nadel, den richtigen Knopf, die Schere und den richtigen Faden zusammen zu suchen. Nebenbei hatte ich noch zwei drei Dinge umsortiert und aus der dritten Kiste mit den Sticksachen ein altes Buch mit hässlichen Stickmustern entsorgt. Nadel und Faden hatte ich auf den Tisch im Flur gelegt. Nach einigem hin- und hergelaufe, hielt ich die Schere in der Hand. Doch wohin hatte ich den Knopf gelegt, der auserwählt war um meine Bluse zu zieren? Ich ging nochmal zurück zur Knopfsammlung. Aber da lag er nicht mehr. Schließlich erinnerte ich mich, dass ich ihn auf meinen Schreibtisch liegen gelassen hatte, als ich noch nebenbei etwas in meinen Chat getippt hatte.
Da stand ich also endlich mit allem Notwendigen, und beim Annähen des Knopfes grübelte ich über die Zeit nach, die ich beim Suchen verloren hatte. Wie kommt es, dass ich mich von so vielen kleinen Dingen ablenken lasse? Ich wollte nur einen Knopf annähen. Statt dessen habe ich sortiert, gechattet und ausgemistet.
Diese Zerstreutheit zieht sich durch mein ganzes Leben. Beim Arbeiten komme ich von Hölzchen auf Stöckchen, werde von einem wichtigen Anruf oder einer wichtigen Nachricht unterbrochen und verliere meinen Arbeitsfaden. Zu Hause möchte ich mich an meinen Computer setzen um zu schreiben, statt dessen versuche ich, meine Webseite neu zu gestalten. Es kommen immer wieder kleine Dinge, die mich vom eigentlichen Ziel ablenken.
Auch heute beim Schreiben dieser Zeilen gab es kleine Dinge, die mich fast vom falschen Weg abgebracht hätten. Zum Glück wusste ich schon worüber ich schreiben will. Also setzte ich gleich meine kleine Lektion aus der Knopfgeschichte um. Statt mich ablenken zu lassen, ließ ich die Computer-Updates links liegen, ignorierte meinen Hunger und blieb bei meinem kleinen Ding: diese Zeilen über die kleinen Dinge zu schreiben.