Wir treten in den großzügigen, hellen Raum. Auf den Tischen stehen Tongefäße voll mit Pinseln, daneben liegen Schwämme, Gläser mit klarem Wasser und an jedem Platz liegt eine Matte. Links an der Wand werden verschiedenste Arten von Töpferwaren ausgestellt, alle ohne Glasur. Rechts stehen auf einem treppenartigen Regal Plastikflaschen und Tuben.
Die Idee: suche dir eine Schüssel, einen Teller, eine Kanne oder Vase aus und gestalte sie selbst. Wir sind begeistert und beschließen, zwei Schüsseln als Geburtstagsgeschenk für Jens zu gestalten.
Die Mitarbeiterin des Ladens führt uns an einen runden Tisch. Die Sonne scheint herein. Die Atmosphäre ist freundlich und anregend zugleich. Karin lässt sich Papier und Schere geben, ihre Idee ist es, eine Schlange in die Schüssel zu bringen.
Aber was mache ich? Welche Farben will ich verwenden? Wie sollen sie zusammen spielen? Und wie gestalte ich die Schüsssel? Ich möchte etwas Lebendiges nicht klar Abgegrenztes machen. Irgendwie soll es einen Übergang von Dunkel unten nach Hell oben geben, vielleicht Flammen- oder Gras-ähnlich. Und es ist sicher nicht einfach, mit den Pinseln filigrane Strukturen zu malen.
Dann wird mir bewusst, dass es ja auch ein Innen gibt. Meine zweidimensionale Vorstellung zerplatzt wie eine Seifenblase in meinem Kopf und ich versuche, ein dreidimensionales Bild vor meinem inneren Auge aufzubauen, das das Zusammenspiel vom Inneren mit dem Äußeren der Schüssel wiedergibt. Karin meint, dass es doch schön wäre, wenn sich das Innere von außen abhebt und vielleicht sogar hervorleuchtet.
Ich greife den Gedanken auf und mache mich an die Farbauswahl.
Es ist nicht so einfach, die Farben zu gestalten. Am Ende weiß man nicht wirklich, wie das Ergebnis sein wird. Werde ich es schaffen, den Pinsel so zu führen wie ich es mir vorstelle?
Möchte man eine gut gesättigte Farbe haben, muss man drei Schichten übereinander auftragen. Helle Farben sollte man zuerst aufbringen, die können dann mit dunklen Farben abgedeckt werden. Obwohl ich das weiß, nehme ich als erstes Schwarz. Ich schaue auf meine unberührte Schüssel und denke, dass das jetzt nicht so sinnvoll war. Also beginne ich doch lieber mit dem hellsten Blau – auf die Gefahr, dass mir das Schwarz eintrocknet, bis ich soweit bin, es benutzen zu können.
Meine Schale
Es ist wie so oft: man trifft eine Entscheidung, geht den ersten Schritt in diese Richtung und schon merkt man, dass man so nicht auf gute Weise zum Ziel kommt. Es ist schon ein bisschen Mut nötig, die Entscheidung gleich zu revidieren und nochmal von Vorne anzufangen. So geht es mir auch manches mal mit meinen Entscheidungen im Beruf. Ich sage, dass ich etwas machen möchte, stelle aber bald fest, dass es so gar nicht meinem Wesen entspricht. Leider kann man da oft nicht so einfach sagen, dass man sich falsch entschieden hat. Oder sollte man genau dies vielleicht viel öfter tun?
Am Ende als ich zum dunkelsten Bereich meiner Schüssel komme, ist das Schwarz ein kleines bisschen angetrocknet, aber das meiste der Farbe kann ich noch verwenden.
Karins Schale
Wir erleben ein paar schöne, kreative Stunden. Das Rohergebnis gefällt uns und wir sind neugierig auf die gebrannten Schüsseln.
Werden die Farben so herauskommen wie wir uns das vorgestellt haben?