Flora und Fauna

28.08.2019

In den Tagen vor unserem Urlaub lag ich nachts wach in meinem Bett und horchte auf die Umgebungsgeräusche, mit denen wir in Emmendingen so leben. Das Rattern der Züge auf dem entfernten Gleis, das gelegentliche Rauschen der wenigen in der Nacht vorbeifahrenden Autos, die Stimmen und Musik von Nachbarn oder spät heim kommenden Feiernden.
Es ist nicht wirklich laut bei uns, aber auch nicht wirklich ruhig.

Und ich freute mich auf die nächtliche Ruhe in Italien und hoffte inständig, dass mich die Bilder bei der Wahl unseres Häuschens nicht getäuscht hatten. Sie hatten es nicht. Die einzigen Geräusche um uns herum in der Nacht stammen von den tausenden und abertausenden Grillen und Insekten dieser Gegend. Okay, am Morgen und Abend kommt das Kläffen einiger Hunde von den umliegenden Höfen hinzu, das frühe Krähen der Hähne, die Elstern, die sich manchmal am Morgen im Hof zanken. Aber das war genau die Art von Ruhe, die ich mir gewünscht habe.

Der Skorpion

Das geht natürlich damit einher, dass man auch mit den ganzen Insekten und Tieren leben muss, die in diesem ländlichen Raum zu Hause sind. Das ist nichts für empfindliche Gemüter. Aber zum Glück zählen wir nicht dazu. Wir bekommen regelmäßig Besuch von den Grillen, aber auch von großen Heuschrecken und Käfern.

Jens bittet uns am Abend: „Vorsichtig mit dem großen Spinnennetz über dem Weg. Die Spinne sieht so interessant aus, sie hat eine so seltsame Zeichnung auf dem braunen Rücken. Die möchte ich gerne morgen fotografieren.“
Dem Tier war es dann wohl an diesem Abend doch zu unruhig. Es war einer der Abende, an dem wir um Mitternacht im Pool gebadet haben und Jens die Milchstraße fotografiert hat. Irgendwann hat die Spinne ihr Netz wieder eingesammelt und woanders neu aufgebaut.

Dafür hat er aber schon interessante Fotos von einer Wespenspinne gemacht, die gerade eine Grille umwickelt. Von ihrem Giftstachel und den Fäden die in Massen aus ihrem Körper spritzen.

Wir haben im Pool einen toten Skorpion gefunden, ein schönes schwarzes Wesen. Vanessa meinte, dass sie auf ihren Spaziergängen schon einige beobachten konnte. Und natürlich gibt es auch diese lästigen Tierchen, die Mücken, die unsere Arme und Beine in einem Punktmuster tätowieren, die Bremsen, die uns beim Baden umschwirren und durch einen Klatscher mit der Hand ihr Leben lassen, und die Wespen, die mit uns unsere Wurst frühstücken.

Zu diesem schönen Übermaß an Natur gehören natürlich auch die vielen Blümchen und Gräser an den Wegrainen und auf den Wiesen, von denen ich sogar Dank meines von Papa weiter gegebenen Interesses einige Namen weiß.

So hatte ich es mir vorgestellt. Und wenn ich mal nachts, so wie jetzt, ein paar Minuten oder auch mal eine Stunde nicht schlafen kann, horche ich genüsslich auf das Zirpen und Rascheln der hiesigen Flora und Fauna.

Autor: Barbara Seyfarth

Informatikerin Embedded Systeme (Automotive, Industrial Solutions) Safety + Security Certified Professional for Software Architecture (Advanced Level) Autorin