Bella domenica

18.08.2019

Der Weg nach Cortemilia ist ziemlich weit. Man fährt fast eine halbe Stunde auf kleinen, unübersichtlichen Straßen. Daher ist unsere Motivation Brot zu kaufen nicht sehr groß. Aber irgendwann muss man dann doch losdüsen. Diesmal beschließen Olav und ich die etwas längere aber komfortablere Route außen herum zu nehmen, über Vesime. Vesime liegt nur 5km entfernt, während die „Abkürzung“ nach Cortemilia 10km ist, der lange Weg über Vesime 13km.

Nach einer gemütlichen Talfahrt kommen wir über die Vesimer Brücke über den Bormida di Millesimo ins Dorf hinein. Geradeaus ist ein etwas unscheinbarer Alimentari Laden, direkt hinter der Brücke sind ein paar Parkplätze, wo wir anhalten. Wir steigen aus und befinden uns mitten im sonntäglichen Leben der Italiener. Rechts in der Bar sitzen die Männer und trinken ihren Kaffee (oder vielleicht auch ein Bier) und diskutieren die Lokalpolitik (oder die Schönheit der Tochter des Nachbarn).

Wir treten in den Laden ein. Enge Gänge zwischen den Regalen, die gefüllt sind mit allen wichtigen Dingen des täglichen Lebens. Rechts eine wunderbare Auswahl der leckersten regionalen Obstsorten, Pflaumen, Pfirsiche und mehr, bei der wir uns gleich bedienen. Wir bekommen alles, was auf unserer kleinen Einkaufsliste steht. Der Padrone und seine Frau stehen am Kopfende hinter der Theke mit Fleisch, Wurst, Milchwaren und Brot, halten ein gemütliches Schwätzchen mit den Kunden und bedienen auch uns mit hilfreichem Italienisch.

Mir fällt gerade noch „pane“ = Brot ein und schon bekomme ich eine Einführung in die Namen der verschiedenen Brot- und Brötchensorten. Wir entscheiden uns für das Ciabatta. Die Frau schneidet für eine andere Kundin dünnste Scheiben von einem hiesigen Schinken herunter und der Padrone drückt den zwei niedlichen Bambini Bonbons in die Hand. Ihr Mutter weißt sie darauf hin, dass man sich bedankt und brav sagen die beiden Jungs „grazie“ und stecken die Bonbons nicht etwa in den Mund sondern in die Hosentasche. Nur der kleinere zieht das Bonbon wieder heraus. Er ist versucht, es doch gleich zu lutschen. Aber ein verstohlener Blick zum Bruder zeigt, dass er sich doch nicht so recht traut.

Die andere Kundin verabschiedet sich mit einem lauten „Bella domenica“, und nachdem wir bezahlt haben, tun wir es ihr gleich. „Bella domenica“ – einen schönen Sonntag wünschen wir Ihnen … und wir kommen sicher wieder.

Autor: Barbara Seyfarth

Informatikerin Embedded Systeme (Automotive, Industrial Solutions) Safety + Security Certified Professional for Software Architecture (Advanced Level) Autorin