Ruf an!

Was ist weit weg?

„Was heißt noch mal Tschüß auf ungarisch? War das Szio?“ „Wie? Nein Szia!“ „Und wenn man mehreren Leuten Tschüß sagt?“ Verwundertes Zögern – dann: „Sziastok“. Ein kleiner Stein mehr im Brett. „Du sollst endlich Wochenende machen“, kommt aus Budapest. „Mach ich doch. Ich steppe zwischen den Mails.“

Was macht Zusammenarbeit wirklich aus? Die räumliche Nähe ist es nicht. Zumindest heutzutage nicht mehr. Wenn ich den ganzen Tag mit meinem Kollegen aus Ungarn telefoniere, chatte und maile, verbringe ich subjektiv mehr Zeit mit ihm als mit meinem Gegenüber, der in einem ganz anderen Projekt unterwegs ist. Per Teamviewer kann man gemeinsam die Modelle oder den Code diskutieren. Es gibt Jenkins-Server, auf denen man zusammen die Compilierungsergebnisse anschauen kann.

Der wirklich entscheidene Punkt aber ist das persönliche Gespräch. Bei mir dauert es immer ein bisschen, bis das Eis gebrochen ist und ich mich überwinde, zum Telefonhörer zu greifen. Ich liebe es, Mails zu schreiben, man kann sich Zeit lassen beim Formulieren, man kann alle wichtigen Punkte ordentlich auflisten und vergisst dann auch nichts.

Aber die letzten Jahre und Projekte haben gezeigt, dass Mail sehr uneffektiv ist. Oft wird nur die erste Frage beantwortet oder mir geht es oft so, dass ich eine Mail auf meinem Smartphone lese, wo ich sie nicht bearbeiten kann – und dann vergesse.

In meinem jetzigen Projekt hat es fast ein halbes Jahr gedauert bis das verbindende Telefongespräch kam. Und kaum telefoniere ich öfter, merke ich, wie die Zusammenarbeit auflebt. Es ist fast so, als würden wir nebeneinander sitzen.

Autor: Barbara Seyfarth

Informatikerin Embedded Systeme (Automotive, Industrial Solutions) Safety + Security Certified Professional for Software Architecture (Advanced Level) Autorin