Kindheitserinnerungen

26.11.2017

Ein Apotheken-Museum, na das reizt eine Apothekerstochter. Neugierig öffne ich die Tür, die zu ebener Erde direkt in einen Ausstellungsraum führt. Gleich schießt eine Frau um die Ecke und erklärt mir, dass ich für die Ausstellung zu bezahlen habe. Die paar Forint berappe ich gerne, um meine Neugierde zu stillen. Ein gesprächiger älterer Herr drückt mir die deutsche Beschreibung in die Hand. Zu jeder Vitrine ist erklärt, was dort ausgestellt ist.

Die Eintrittskarte: Stadt Apothecken Zum Goldenen Adler in der Fästung

Akribisch begutachte ich die Exponate. Viele Standgefäße aus Majolika Keramik, ich kenne sie eher aus Glas und Porzellan. Die meisten ausgestellten Mörser sind aus Metall.

Es ist ganz nett. Das Alchimisten-Labor ist eindeutig das Highlight des Museums. Es ist in einem kleinen Nebenraum untergebracht. Man kann durch zwei Türen spickeln. Wenn man genauer hinsehen möchte, muss man sich ein bisschen um die Ecke über die Absperrung beugen. Zum Glück ist nur ein anderer Gast da, so habe ich Zeit, ungestört die Kolben, Feuerstellen, ausgestopften Krokodile, Zangen und sonstigen Gerätschaften anzuschauen.

Die Offizin ist eher enttäuschend. Sie kommt mir ein bisschen klein vor, wenn ich daran denke, wieviele Dinge es in so einer Apotheke gibt und sicher auch früher gab. Wie schon gesagt. Alles ganz nett. Ich würde so ein Museum anders einrichten. Aber ich bin ja auch in einer Apotheke groß geworden.

Die Standgefäße gehören in Regale, Schränke und Schubladen, sortiert nach Alphabet und mit deutlicher Schrift beschriftet. Zwischen den großen Ausziehschränken haben wir uns früher versteckt.

Wie funktioniert ein Mörser und was macht man damit? Das Museum hat zwar Bücher über Kräuter zur Schau gestellt, aber nicht, wie man Kräuter, Fette und Chemikalien verarbeitet, wie und wo man sie aufbewahrt. Mir fehlt ihr Geruch. Der ist in meinem Gedächtnis genauso fest eingebrannt wie die Bilder meiner Kindheit. Schon wenn man in den Hausflur kam, duftete es nach Apotheke. Zumindest meine Nase empfindet diese Gerüche als Duft.

Was ich nicht gefunden habe, war das Brett zum Pillen Rollen und die Gerätschaften zum Abfüllen von Kapseln. Dafür habe ich etwas wiedergefunden, was auch bei uns im Keller stand. Die Erinnerung daran schlief in den tiefsten Tiefen meines Gehirns: eine Presse zur Gewinnung von Pflanzensäften – von früher – als der Beruf des Apothekers noch mehr war nur als Medikamente zu verkaufen.

Die Saftpresse

Autor: Barbara Seyfarth

Informatikerin Embedded Systeme (Automotive, Industrial Solutions) Safety + Security Certified Professional for Software Architecture (Advanced Level) Autorin