25.08.2019
Wir sind dabei, bis zum bitteren Ende. Ich will wissen, wie schwer der Bulle ist. Ich habe ihn auf 731,5kg geschätzt, denke aber, dass die Schätzung zu hoch ist.
Am Morgen stehen die Zucht-Ergebnisse dieses Jahres auf der Weide unter dem Dorf und werden begutachtet. Piemonter Rinder, Bullen und Ochsen. Diesem Anlass ist das Fest gewidmet. Einige Marktstände sind aufgebaut, alte Traktoren fahren ins Dorf, eine alte Dreschmaschine wird präsentiert und vorgeführt.
Man kann bei der Lotterie ein Schwein gewinnen und eben das Gewicht des einen „Bue“ schätzen.
Wir kaufen uns gleich Eintrittskarten für das Mittagessen um halb eins und trinken in dem hübschen Hof des Restaurants noch gemütlich einen caffè.
Pünktlich betreten wir das schon zur Hälfte gefüllte Festzelt, neugierig, was uns für ein Mahl erwartet. Alle Tische sind mit weißen Papiertischdecken und Geschirr festlich gedeckt. Überall liegen Brote und Grissini auf den Tischen. Es gibt Wein und Wasser, im Preis inbegriffen. Ein kleines Team bedient die etwa 350 Leute. Drei Vorspeisen, drei Hauptgänge, Käse und ein köstlicher Kuchen zum Nachtisch. Es ist, sagen wir mal… interessant, was wir vorgesetzt bekommen. Rohes Hackfleisch (carne crudo), Thunfisch auf gebratener Paprika, in säuerlicher Gelatine eingelegtes Rindfleisch, seltsam fettiges-knorpeliges Irgendwas, wohl auch vom Rind. Das gewöhnlichste sind die Ravioli, das kleine Stück Ziegenkäse und der Kuchen.
Nach drei einhalb Stunden sind wir vollgestopft, beschwipst und glücklich. Wir kaufen Lose für die Lotterie. Nachdem wir nichts gewonnen haben, gehen wir noch etwas über den Markt spazieren und genehmigen uns ein Eis. Wir treffen auch ein paar bekannte Gesichter, umarmen Adriana und Betti und machen die Bekanntschaft mit anderen Leuten aus der Gegend. „Piacere!“
Am Ende sind wir müde, die Füße tun weh und das einzige, was mich noch interessiert, ist das Gewicht des Ochsen. Dazu muss ich aber jemanden fragen, der das Gewicht weiß und genau diese Leute sind gerade mit ihrer Preisverleihung für die verschiedenen Zuchterfolge beschäftigt. Die Jugend verabschiedet sich schon nach Hause. Olav sagt, „Ich bleib mit dir noch da.“ Wir setzen uns auf ein Mäuerchen und lauschen der Preisverleihung. „Secondo premio!“ „Primo premio!“
Jetzt muss es doch bald vorbei sein, aber nein, der Tisch ist noch voll mit Pokalen. Und bestickte Decken werden auch noch verteilt. „Secondo premio!“ Hmm, das ist wohl eine andere Kategorie, die prämiert wird.
Nochmal eineinhalb Stunden später ist die Veranstaltung vorbei. Ich fragen den Cugine von Betti nach dem Gewicht: „Come pesante era il bue?“ Ich weiß nicht, ob das richtiges Italienisch ist, aber er versteht mich: 660kg. Da lag ich zumindest mit meiner Einschätzung richtig, dass ich zu hoch geschätzt habe.