Ich bin Ausländer

14.10.2017

Als ich vor einigen Tagen in Richtung Arbeit aufgebrochen bin, habe ich meine Wohnung zur gleichen Zeit verlassen wie eine Nachbarin. Ich bin nun nicht mehr so zimperlich, bin auf die Frau zugegangen und habe mich vorgestellt. Was ein bisschen für Irritation gesorgt hat. Vor allem wissen die Nachbarn erst mal nicht, was man von ihnen will. Dann bin ich durch die Straßen gelaufen und habe die vielen verschiedenen Menschen gesehen, aus den vielen verschiedenen Ländern dieser Welt. Und mir ist bewusst geworden: In jedem anderen Land dieser Welt bin ich Ausländer, nur nicht in meinem eigenen.

Vielleicht sollte man die Menschen, die gegen Ausländer Vorbehalte haben, mal für ein paar Monate in ein Land schicken, dessen Sprache sie nicht sprechen und dessen Kultur sich von ihrer Kultur unterscheidet. Diese Erfahrung zu machen ist nicht nur interessant sondern auch erhellend. Zumindest wenn man mit offenen Augen und Ohren die Zeit erlebt. Besonders in den Situationen, wo man sich schnell entschuldigen möchte oder auch nur guten Tag sagen möchte. Wie heißt noch mal Entschuldigung? Und wie begrüße ich und verabschiede ich mich jetzt auf die richtige Weise von meinen Kollegen? Was muss ich gerade zu meiner Nachbarin sagen? Jó reggelt oder Jó napot? Selbst nach einem Monat läuft sowas noch nicht wirklich automatisch.

Es ist auch spannend, sich unter die Massen zu mischen, so zu tun, als gehöre man hier her und zu beobachten, wie sich Deutsche, Engländer und andere Nationalitäten in Budapest verhalten, wenn sie nur kurz zu Gast sind. Und ich genieße es total, viel mit Ungarn zu tun zu haben, ihre Eigenheiten besser kennen zu lernen und mich auf ihre Art zu leben einzulassen – so weit das möglich ist.

Autor: Barbara Seyfarth

Informatikerin Embedded Systeme (Automotive, Industrial Solutions) Safety + Security Certified Professional for Software Architecture (Advanced Level) Autorin