09.09.2017 und 10.09.2017
Wenn man so an seinem ersten Abend einen Spaziergang macht, die Donau begrüßt, die Gebäude begutachtet, ein Gefühl für die Geräusche und Gerüche der Stadt bekommt, den warmen Spätsommerabend genießt, fragt man sich schon manchmal: „Ist das jetzt alles Wirklichkeit?“ Ich kann es kaum fassen, dass ich jetzt insgesamt ein halbes Jahr hier sein werde. Wie verrückt bin ich eigentlich, mich auf so ein Abenteuer einzulassen? Ich habe meine ersten Brücken besucht, das Freiheitsdenkmal, bin auf einen Berg geklettert, der gleich bei mir ums Eck ist und musste dabei feststellen, dass im letzten halben Jahr meine Kondition ganz schön gelitten hat. Meine Orientierung auf der Budaer Seite ist schon ganz gut. Ich war ohne Karte – ohne Reiseführer – ohne Handy unterwegs und ich bin ohne große Umwege wieder zu Hause gelandet.
Insbesondere die Geräusche haben mir Sorgen gemacht. Von früheren Aufenthalten hier wusste ich, wie laut die Stadt ist. Aber ich habe eine ganz gute Wohnlage erwischt. Es ist nicht superruhig, aber mein Schlafzimmer liegt nach hinten raus. Hinter dem Haus ist ein Garten mit Bäumen, vorne habe ich ein großes Südfenster und vor dem Fenster spricht mit mir ein Baum, der sich genüßlich im Wind wiegt.
Seine Sprache versteh ich zwar noch weniger als das Ungarische, aber er hat mich herzlich begrüßt und beim Tee Trinken betrachte ich seine Äste.
Überhaupt hat mich die Natur schon willkommen geheißen. Bei einer kleinen Wanderung auf einen der Budaer Berge hat mich ein Dorn zur Begrüßung in den Finger gestochen, meinen Blutzoll habe ich also auch schon geleistet. Dafür wurde mir eine schönen Dämmerungsstimmung im Wald beschert und als wir den Berg wieder hinabstiegen, erstrahlte Budapest gerade in seinem eigenen Glanz. Die Lichter glitzerten und blinkten im frühen Abend.